Mike Tyson

Ich habe Mike Tyson schon vor ca. 20 Jahren kennen gelernt und ihn dann öfters in Las Vegas und Atlantic City wieder getroffen. Er ist privat wirklich ein ganz netter, sogar eher ruhiger Kerl und ich kann eigentlich seine Eskapaden, über die immer und immer wieder in den Medien berichtet wurde, gar nicht glauben. Ich selbst kenne einen anderen Mike Tyson. Er war für mich nach Muhammad Ali der wohl größte Schwergewichtsboxer meiner Zeit. Nur – er sollte wirklich aufhören und nie mehr in den Ring steigen, denn seit den letzten Jahren ist Mike dabei, mit seinen Auftritten im Ring sein eigenes Denkmal zu demontieren. Es ist ein wiederkehrendes Problem vieler  Boxer, dass sie nicht wissen wann sie aufhören und die Boxhandschuhe an den Nagel hängen sollten. Und Tyson ist jetzt einfach „over the hills“, deshalb  hoffe ich, dass es nicht noch einmal zu einem weiteren Comeback kommt – auch bitte nicht gegen Axel Schulz.  Nachfolgend habe ich  noch einmal die Stationen im Leben des Mike Tyson aufgeschrieben:

Biografie

Michael Gerard Tyson (Kampfname Iron Mike, * 30. Juni 1966 in Brooklyn) ist ein ehemaliger Schwergewichts-Boxweltmeister. Mike Tyson wuchs in den „Slums von New York“ auf und machte bereits in jungen Jahren, wie viele andere seiner Hautfarbe auch, Erfahrungen mit Gewalt, Kriminalität, Jugendbanden und Arrestzellen.

Sein Ziehvater Cus D’Amato, der Mike Tysons Talent im Alter von 13 Jahren erkannte und ihn aus den Slums holte, verstand es als einziger, Mike Tyson zu führen. In dieser Phase war Tyson vor jedem seiner Kämpfe ängstlich und nervös. Seine Amateurlaufbahn beendete er mit einer beachtlichen Bilanz von 24 Siegen bei lediglich 3 Niederlagen. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles scheiterte jedoch durch 2 Niederlagen gegen Henry Tillman, den er als Profi im Juni 1990 in der 1.Runde KO schlagen sollte. Als er in das Profilager wechselte, war er 18 Jahre alt und am 22. November 1986 wurde er mit einem KO-Sieg in der 2. Runde über WBC Weltmeister Trevor Berbick der jüngste Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten. Cus D’Amato verstarb kurz vor dem Titelkampf. Mike Tyson nannte diesen Zeitpunkt den schlimmsten seines Lebens. Diesem Sieg folgte nur 3 Monate später der Titelgewinn der WBA durch einen Punktsieg gegen James Smith. Die Vereinigung aller Titel vollzog er am 01.August 1987, als er gegen Tony Tucker auch den IBF-Titel holte, von nun an war er „Undisputed Champion of the World“.

In den späten 80er Jahren verteidigte er mehrmals die WM-Titel aller Boxverbände, gegen Pinklon Thomas, Tyrell Biggs , Larry Holmes , Tony Tubbs , Michael Spinks , Frank Bruno und Carl Williams, immer durch ko. Man sagte, er bräuchte keinen Trainer, sondern nur jemanden, der ihm die Boxhandschuhe schnürt. Es war nicht mehr eine Frage, ob er einen Kampf gewänne, sondern in welcher Runde der Gegner ausgeknockt werden würde. So wurden für den Kampf gegen James Douglas bei einigen Wettbüros überhaupt keine Wetten auf einen Sieg Tysons angenommen, da dies als völlig sichere Sache galt. Sein turbulentes Privatleben beeinträchtigte jedoch zunehmend die sportlichen Leistungen. Schlusspunkt einer stetig absteigenden Entwicklung war die unerwartete und umstrittene Niederlage gegen James ‚Buster‘ Douglas am 10. Februar 1990 in Tokio. Douglas ging in Runde 8 zu Boden, doch der Ringrichter zählte ihn erst nicht an und dann nicht aus. In der 10. Runde ging Tyson dann seinerseits zu Boden, wieder zählte der Ringrichter langsam, doch im  Gegensatz zu Douglas wurde Tyson nicht vom Rundenende gerettet. Tyson, obwohl erst 23 Jahre alt, schien seinen Zenit schon überschritten zu haben.

Bevor ein erfolgreiches Comeback als Weltmeister gelingen konnte, wurde Tyson von Desiree Washington, einer Kandidatin einer Misswahl, der Vergewaltigung bezichtigt und dafür 1992 zu 6 Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch beruhte nur auf einer Aussage, keinen Beweisen und nicht nur die Eltern von Desiree Washington bezichtigten sie der Lüge. Tyson wurde nach 3-jähriger Haft wegen guter Führung entlassen. Nach seinem Gefängnisaufenthalt in Plainfield, Indiana, erlangte er eine sogar noch höhere Popularität als davor. Er wurde am 16. März 1996 zwar erneut Boxweltmeister, als er Frank Bruno (den er bereits 1989 besiegt hatte) in der 3. Runde KO schlug, kam aber nie wieder in die Nähe früherer Leistungen. Sein phänomenaler Jab und seine beachtenswerte Technik kamen nicht mehr so häufig, seine Beweglichkeit nahm ab und er musste sich mehr und mehr auf seine brutale Schlagkraft und Aggressivität verlassen. Ein Grund hierfür ist für viele Beobachter Tysons Wechsel zu Boxpromoter Don King, der Tyson mit Geld und Frauen bei Laune hielt und keinen sportlichen Druck ausübte. 1996 nach dem KO-Sieg Tysons gegen Bruce Seldon wurde einer von Tysons Freunden erschossen: Tupac Shakur. Zwei Monate nach diesem Kampf (am 9. November 1996) verlor er seinen Titel sensationell durch KO in der 11. Runde gegen Evander Holyfield.

Berüchtigt ist Tyson, weil er Holyfield im Rückkampf am 28. Juni 1997 in der 3. Runde ein Stück vom Ohr abbiss. Einige Sportreporter versuchten diesen Vorfall so zu erklären: Tyson habe sich zu der Biss-Attacke entschlossen, um sich bewusst disqualifizieren zu lassen, da er seinem Gegner sportlich unterlegen gewesen sei. Eine weitere sportliche Niederlage jedoch habe er um jeden Preis vermeiden wollen. Diese Interpretation bezweifeln wiederum andere, die Tyson einen solchen „Plan“ aufgrund seines als eher kindlich eingeschätzten Intellekts nicht zutrauen. Es wird hier eher ein verzweifelter Akt der Hilflosigkeit gesehen. Weitere Experten sind der folgenden Meinung: Tyson erhielt im ersten Kampf gegen Holyfield einige Kopfstöße, die ihn beeinträchtigten und nicht geahndet wurden. Er war überzeugt, dass er nur deshalb den Kampf verloren hatte. Im zweiten Kampf kam es ebenfalls zu einem Kopfstoß -jedoch hier eher unabsichtlich-, so dass er seine Nerven verlor und geistesabwesend zubiss.

Seither kam Tyson wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt. Auch die weitere Boxkarriere ist von Sperren und Skandalen überschattet, wie etwa eine durch ihn ausgelöste Massenschlägerei auf einer Pressekonferenz, die seinem Kampf gegen Lennox Lewis diente. Im Handgemenge soll er seinen Kontrahenten sogar in den Oberschenkel gebissen haben. Anfang 2000 schlug er nach seinem Gegner Lou Savarese auch noch den Ringrichter John Coyle zu Boden. Am 20. Oktober 2000 besiegte Tyson im „Duell der bad boys“ den Polen Andrew Golota durch technischen KO in der 3. Runde, doch wurde das Resultat nachträglich zu einem „No decision“ umgewandelt, da ihm die Einnahme von Mariuahna nachgewiesen wurde.

Am 8. Juni 2002 im WM – Kampf gegen Lennox Lewis ging er in Runde 8 KO. Seine Gage für diesen WM – Fight belief sich auf 17 Millionen Dollar, doch seine sportliche Reputation war nun endgültig ramponiert; Lewis hatte sich als bester Schwergewichtler der 1990er und frühen 2000er Jahre bewiesen. Nach der Niederlage gegen Lewis bestritt Tyson einen Aufbaukampf gegen Clifford Etienne, den er bereits in Runde 1 durch KO gewann. Auf die Frage, ob man weitere Kämpfe von ihm sehen würde antwortete er nur trocken, er würde nur gegen entsprechende Bezahlung zurückkehren. Für diesen Kampf erhielt er eine Prämie von 5 Millionen USD, der größte Anteil ging an seine Gläubiger und an seine Ex-Frau. Im September 2003 erklärte er seinen Bankrott. Von Geldsorgen getrieben, ließ sich Tyson im Juli 2004 auf ein neuerliches Comeback ein. Gegen den bis dahin recht unbekannten Danny Williams ging er in Runde 4 zu Boden und der Ringrichter beendete den Kampf, obwohl Tyson in den Runden zuvor klar überlegen gewesen war. Der Grund dafür, dass Tyson verlor, war wohl eine Knieverletzung, die er sich gegen Ende der ersten Runde zuzog. Kurz nach dem Kampf folgte eine OP des Meniskus. Er bekam für den Kampf eine geschätzte Prämie von 8 Millionen USD.

Seinen letzten Kampf als aktiver Boxer mit einer Prämie von 5 Millionen US-Dollar bestritt er bei seinem Comeback am 11. Juni 2005 gegen den Iren und eher mittelmäßigen Boxer Kevin McBride. Nach Punkten führend ging er am Ende der 6. Runde zu Boden. Dieser Niederschlag jedoch wurde nicht als solcher gezählt, da ihn der Gegner zu Boden gedrückt hatte. Dennoch trat er nicht mehr zur 7. Runde an und gab somit den Kampf auf. Dieser technische KO war die sechste Niederlage in 58 Profikämpfen. Nach diesem Kampf erklärte er seinen endgültigen Rücktritt vom Boxsport und versprach, „den Boxsport, dem er so viel zu verdanken“ habe, „nicht mehr durch solche Auftritte lachhaft zu machen“. Eine erneute Rückkehr ist jedoch nicht auszuschließen, denn durch Missmanagement gelang es Tyson nicht, seine mit dem Boxen verdienten Millionen von Dollar als Rente zu hinterlegen. Einige Experten sind der Meinung, dass er mit einem seriösen Management und Trainerstab sogar noch einmal Weltmeister werden könnte, da die Schwergewichtsszene nach den Abgängen von Lennox Lewis und Vitali Klitschko gegenwärtig eher schwach besetzt ist. Spekulationen gehen von einem Comeback im Jahre 2006 aus, wobei als Gegner Antonio Tarver im Gespräch sein soll. Mittlerweile meldete sich auch Axel Schulz zurück, der sich für ein Comeback entschieden hat. Schulz schließt Tyson für seinen Comeback Fight nicht aus.

In Brasilien steht Tyson im März 2006 wegen Körperverletzung gegen einen lokalen Reporter vor Gericht.

Tysons Boxstil

Man darf guten Gewissens behaupten, dass Tysons Defensivverhalten zu seiner ruhmreichen Zeit (die meisten sehen den KO-Sieg im Kampf gegen Michael Spinks im Juni 1988 als Höhepunkt seiner Karriere) das am meisten unterschätzte ist. Unter Cus D’Amato lernte der sehr muskulöse, aber für einen Schwergewichtler mit 1,80m eher kleine Tyson nach der Devise „Defense first“ zu boxen: das wichtigste ist es, nicht getroffen zu werden; wenn doch, so sollte man sich unter Kontrolle haben und die Deckung nach Körpertreffern nicht(!) instinktiv runterreißen oder blind versuchen, zurückzuschlagen. Tysons Pendelbewegungen des Oberkörpers und vor allem des Kopfes, was für einen Schwergewichtler bis dato einmalig ist, machte es seinen Gegnern schwer, Treffer zu landen, und so gut wie unmöglich, Wirkungstreffer anzubringen. Tyson selbst brachte sich so in eine günstige Position, selber zu schlagen. So verzweifelten die meisten, da sie nicht trafen, ermüdeten und selbst hart getroffen wurden.

Tysons Schlaghärte ist allen ein Begriff und brachte ihm den Namen „Iron Mike“ ein, doch mit roher Gewalt bzw. Kraft hat dies nicht nur zu tun. Tyson ist wohl der einzige Boxer der Geschichte, der sowohl sehr hart und als auch sehr schnell zuschlagen konnte. Es gab im Schwergewicht zwar Boxer wie Rocky Marciano, Sonny Liston oder George Foreman, die zwar sehr stark waren, aber relativ langsam zuschlugen, und andererseits Boxer wie Muhammad Ali, der sehr schnell (aber nicht so kraftvoll) traf, doch Tyson ist der einzige, der diese beiden Qualitäten in sich vereinte. Ein Markenzeichen Tysons ist es gewesen, zu Beginn der ersten Runde jedes Kampfes sofort auf den Gegner zuzumarschieren, harte Treffer mittels Kombinationen, denen meist ein harter Jab vorausging, anzubringen, in der Hoffnung den Gegner kalt zu erwischen – seine 22 KOs in der ersten Runde belegen dies. Tyson gehört auch zu den größten Bodypunchern: sukzessive bearbeitete er im In-Fight den Körper des Gegners; dies war bei allen seinen Gegnern gefürchtet und veranlasste sie zu intensivem Clinchen, was in jedem seiner Kämpfe zu beobachten ist aber selten vom Referee geahndet wurde – und Tyson in der Folgezeit mehr und mehr frustrierte. Aus Tysons Schlag-Repertoire sind vor allem sein Linker Haken (left hook) und sein Rechter Aufwärtshaken (right uppercut) zu nennen, mit denen er viele seiner 46 KOs (die beiden annulierten Kämpfe gegen Golota und Orlin Norris inhaltlich mitgezählt) einleitete bzw. vollzog.